AM95 – Brief an Walter Gropius
Toblach, Sonntag, 30. Juli 1911

30ter

Mein Walter

Bitte schreib’ mir, ob Du H. P. Berlage: Grundlagen u. Entwicklung der Archiktur [!]A – besitzt – wenn[,] dann bring es mit, wenn nicht[,] schaff ich es mir an. Es interessirt mich. Auch wenn Du eine Photo[graphie] seiner BörseB hast und von ein paar Wohnhäusern von ihm. – Noch immer weiß ich Dir kein bestimmtes Datum anzugeben – da die kleine Rosé fiebert und ich nicht weiß – wie ich sie nun los werde. Halte Dich bereit[.] – Ich würde keinenC Schlafwagen bestellen, so viel Menschen reisen jetzt nicht und Du beschwerst Dich sonst so. —

Ich werde alles daran setzen, Dich so bald, als irgend möglich zu sehen – verlass Dich darauf!! – Gucki bringe keine Puppe – die hasst sie. SondernD AbziehbilderE (gold oder silberne) oder Münchner BilderbogenF. Ich bin begierig – wie sich alles bei uns hier entwickeln wird. – Ich liebe Dich und sehne mich unmenschlich nach Dir!!! —

Es kommt mir so vor, als sei jetzt Winter und der Frühling kündige sich an! —

Denn das bist Du mir — Jugend – Frühling – Frohsein – und ich will mit Dir jung sein – ich fühle in mir die Fähigkeit[,] es zu sein – wie übermüthig war ich in Tobelbad – aber mein Leben hat mich so ernst gemacht.